SCHMALSPURMODELLBAHN in 1:45 / 0m
Autor: HFy und RR - Dezember 2004

Warum 0m?

Ja, wozu denn noch eine weitere schmalspurige Baugröße im 0-Maßstab, wo wir doch schon 0e haben mit einem Großserienangebot und der Möglichkeit, auf Radsätze, Fahrwerke und so weiter der Baugröße H0 zurückzugreifen?

Nun, da können wir uns mühelos aufs Vorbild herausreden. Die Mehrzahl der deutschen Schmalspurbahnen hatte nun einmal eine Spurweite von 1000 mm, die nebenbei bemerkt auch bei städtischen Straßenbahnen sich einer großen Beliebtheit erfreute. An der Ostsee entlang gab es viel Meterspur, an (und in!) der Nordsee überwog sie bei weitem, und rechts und links des Rheins gab es nur wenige Schmalspurbahnen mit einer anderen Spurweite, dafür aber eine Menge Meterspur. Die wenigen Schmalspurbahnen Bayerns waren meterspurig, ebenso die in Baden und Thüringen. Große Netze entstanden in Pommern, am Oberrhein und im Harz. Dabei reichte die Spannweite dieser Spurweite von der wenige Kilometer langen Rollbockbahn in städtisch-industrieller Umgebung über die elektrische Überlandbahn zwischen zwei Großstädten bis zum ostelbischen Rübenexpreß mit über 100 km Betriebslänge; von der durchs Wattenmeer stelzenden Inselbahn über die Zahnradbahn am Rhein bis zum Dampferzubringer in Oberbayern, von den auf Meereshöhe gelegenen Bahnhöfen Ostfrieslands zum höchsten Bahnhof Deutschlands unter der Zugspitze. Und die Mehrzahl der heute noch existierenden deutschen Schmalspurbahnen, ob nun im täglichen Verkehr stehend oder museal erhalten, ist meterspurig.

Lenken wir den Blick nun über Deutschlands Grenzen hinaus - in einem Land, das so viele Nachbarn hat, bestimmt kein Fehler - dann stellen wir fest, dass alle unsere Nachbarn die Meterspur gekannt haben. In Frankreich gab es zum Beispiel einmal über zwanzigtausend Kilometer meterspuriger Bahnen, in dem viel kleineren Belgien nicht ganz fünftausend, und in der Schweiz gibt es heute noch mehr als drei Dutzend meterspuriger Bahnstrecken. Etwas weiter entfernt, in Spanien und Griechenland, finden wir große Meterspurnetze, und auch in übersee können wir durchaus noch etliche Meterspurbahnen auftreiben, wenngleich die Spurweiten, die den Meter nicht so genau treffen - 950 mm, 1050 mm, 1067 mm - dort häufiger vorkommen. An Vorbildern also kein Mangel, an Modellen schon eher.

 

Normative Grundlagen

In den "Normen Europäischer Modellbahnen" findet man heraus, dass für "Spur 0m" die Spurweite 22,5 mm beträgt. Dem zu Folge wäre im eisenbahntechnisch so signifikanten Bereich Rad-Schiene für 0m die Geometrie der in Deutschland schon seit längerer Zeit vom Markt verschwundenen Nenngröße S anzuwenden. Mit geringfügigen Abweichungen orientiert sich daran auch das einzige auf dem Markt befindliche Serienprodukt, das FAMA-Programm, das nach mehrfachem Besitzerwechsel zuletzt unter dem Namen ROCO-ALPIN bestattet wurde und jetzt als AlpinLine von einem Schweizer Hersteller weitergeführt wird. Amerikanische S-Gleise sind schon mit Erfolg für europäische Meterspurbahnen verwendet worden, und Loco-Diffusion in Frankreich bietet 0m-Gleise mit 22,5 mm Spurweite an.

Von diesen Ausnahmen abgesehen sieht die Praxis in 0m jedoch anders aus, als die Normenausdenker vorgeben. Festgeschrieben wurde das erstmals Mitte der 80-er Jahre durch den damals in 0m heftigst aktiven FKSB, eine der deutschen 0m-Keimzellen. Die Spurweite beträgt maßstäbliche 22,2 mm, für die Radsätze und die Gleisgeometrie im Weichenbereich finden die gleichen Grundlagen Anwendung, die auch in 0e Gültigkeit haben. Vorausgegangen waren dem die Aktivitäten des Schweizer Kleinserienherstellers Ferro-Suisse, von dessen Radsatz- und Gleismaßen sich die 0m-Pioniere im FREMO und in der Arge Schmalspur inspirieren ließen.

Die wesentlichen Maße sind in der nachfolgenden Grafik dargestellt.

Bitte auf die Zeichnung klicken, um sie in voller Größe zu sehen.

 

Marktübersicht

In kaum einer anderen Baugröße kann man das so wörtlich nehmen wie in 0m, denn hier ist der Markt wirklich "übersichtlich"!

- Oberbau

AlpinLine bietet ein recht robustes und freilandtaugliches Basis-Gleissystem an, das allerdings sehr spielzeughaft daherkommt. FERRO-Suisse liefert ein qualitativ und preislich anspruchsvolles Gleisprogramm nach Vorbildern der RhB, während es von model rail in Liechtenstein Gleisbausätze gibt.

Für den 0m-Modellbau nach deutschen Vorbildern gibt es Bausätze für Streckengleis wie auch für Weichen, doch ist das Angebot verschwindend gering und auch nicht immer verfügbar. Von Henke kann man Kunststoff-Schwellenroste beziehen und von KS-Modellbau gibt es aus Sperrholz gefräste Schwellenbänder mit Kleineisen-Nachbildung aus Kunststoffteilen. Beide Bauweisen haben den Vorteil, daß nur noch handelsübliche Code 100-Profile eingezogen oder eingebaut werden müssen und das sehr zu Unrecht gefürchtete oder als lästig empfundene Arbeiten mit Spurlehren entfällt. Für Einsteiger eine durchaus erwägenswerte Sache. Ebenfalls bei KS erhältlich sind Bausätze für einfache Weichen. Seit kurzem bietet Paul Petau für den 0m-Weichenbau gefräste, doppellagige Pertinax-Schwellenroste mit vorgebohrten Löchern zur Befestigung der Schienen mit Hakennägeln. Passende Herzstücke und Zungen sollen nachfolgen.

Darüber hinaus ist Gleis- und Weichenselbstbau in 0m der Regelfall: Wer den Oberbau der Meterspur-Frühzeit in 0m nachbilden will, kann das 2,1 mm hohe Code 85-Profil benutzen, allgemein üblich jedoch ist Code 100 mit 2,5 mm Profilhöhe. Beide Profile kann man von ROCO beziehen. Treffender wäre "heraus"ziehen, nämlich aus dem H0-Flexgleis dieses Herstellers. Alternativ läßt sich das Code 100-Profil von PECO verbauen. Es hat den Vorteil, als Meterware ohne Schwellenrost erhältlich zu sein und ist darüber hinaus etwas kräftiger profiliert. Auch das 2 mm hohe Profil von BEMO oder ebenso hohe N-Profile sind schon verwendet worden.

Schwellen lassen sich einfach und preiswert herzustellen aus den überall im Modellbau erhältlichen Kiefern- oder Lindenholzleisten mit einem Querschnitt von 5*3 mm. Die Schwellenlänge ist mit 40 mm ausreichend bemessen, die Abstände können je nach gewähltem Vorbild, Schienenprofil und Radlasten zwischen 16,5 und 20 mm liegen.

Die Schienen werden bei dieser Bauweise mit den üblichen Hakennägeln auf den Schwellen befestigt. Passendes Kleineisen in Form von Unterlagsplatten u.ä. gibt es derzeit keins, wenn man nicht die für H0 gedachten Platten von Old Pullman verwenden will; gelegentlich taucht jedoch sowas auf dem Kleinserienmarkt auf.

- Fahrzeuge und Zubehör

- Triebfahrzeuge

 Haussen pr T33

Großserie ist hier bis auf die bereits erwähnte Fa. ALPIN-LINE Fehlanzeige. Die ausschließlich nach Schweizer Vorbildern hergestellten Fahrzeuge sind jedoch nur mit recht aufwendiger Radsatzbearbeitung auf Anlagen nach ArgeS-, FREMO-, FKSB- und anderen 0m-"Normen" einsetzbar.

Für den, der umbauen möchte oder kann bietet sich die kleine Diesellok aus dem Magic-Train Programm als Einstiegsmodell an. Sie läßt sich mit vertretbarem Aufwand auf 0m umspuren. Bei der "Stainz" aus dem gleichen Hause gestaltet sich die Umspurung schon etwas aufwendiger.

Fündig werden kann man auch bei MäRKLIN: Das geräumige Innere und der Rahmenwangenabstand der Gmeinder-Diesellok aus dem früheren MINEX-Programm bieten ausreichend Platz für einen 0m-Antrieb. Den allerdings wird man selber bauen müssen.

Mit keiner dieser drei Möglichkeiten kommt man aber zu einem wirklichen Meterspur-Modell nach deutschem Vorbild. Dafür muß man die MINEX-Dampflok hernehmen, deren Vorbild als Ts3 auf der württembergischen Meterspur-Strecke Amstetten-Laichingen zu Hause war. Neben der Respektlosigkeit, die notwendig ist um einem Sammlermodell an den Kragen zu gehen, braucht man für die Umspurung - besser gesagt: für den Fahrwerksneubau - allerdings auch eine gut eingerichtete Werkstatt und einige Vorkenntnisse und Erfahrungen im Fahrzeugbau.

 AHA Deutz

Im 0m-Kleinserienbereich bietet Axel Hartig Bausätze nach den Vorbildern der NWE 1-3 und der 99 5811 an. Weiterhin sind derzeit eine zweiachsige Deutz-Diesellok und ein Triebwagen der Plettenberger Kleinbahn im Programm. Bei Ulf Haussen entsteht ein Bausatz der pr T33; der genaue Erscheinungstermin steht jedoch noch nicht fest. Weinert kündigt bereits seit Jahren einen Bausatz des Talbot-Triebwagens vom Typ "Eifel" an; über ein Messemuster ist man bisher aber noch nicht hinaus gekommen.

 AHA Triebwagen

Für Freunde des französischen Vorbilds bietet der Kleinserienhersteller Loco-Diffusion auf Bestellung Bausätze von französischen Meterspurfahrzeugen an, allerdings für eine Spurweite von 22,5 mm, mit der Folge, daß die Radsätze nachbearbeitet werden müssen.

- Wagen

 AHA Packwagen

Bausätze für Personen- und Güterwagen nach verschiedenen Vorbildern gibt es bei Hartig und Weinert; Haussen wird nach Fertigstellung der T 33 passende Wagen nach zumeist Thüringer Vorbild nachlegen.

 AHA Wagen

Selbstbau ist daher auch in diesem Bereich die Regel. Oder Umbau, denn mit MINEX- und Magic-Train Fahrzeugen als Ausgangsbasis lässt sich bereits eine passable Grundausstattung anlegen. Welchen Maßstab man dabei an die Vorbildtreue anlegt, bleibt letztlich eine ganz persönliche Interpretationssache. Tolerante Freelancer wie auch penible Nietenzähler findet man unter Nullemmern genau so gut wie anderswo.

- Radsätze

Speichenradsätze mit Radreifenprofilen nach den NMRA-RP25-Empfehlungen findet man bei ADDIE. Mit geringfügigen Anpassungen einsetzbar sind auch Radsätze der Baugröße S, die man aus USA beziehen kann (z.B. Miller-S-Scale), wo diese Baugröße noch einige Anhänger hat.

- Kupplungen

Hier herrscht Vielfalt, um nicht zu sagen Chaos. Das einzige Element, das in 0m einheitlich verwendet wird, ist ein Mittelpuffer. Nicht einheitlich ist allerdings dessen Höhenlage, beim Vorbild ist sie es ja auch nicht. Fatale Folge: Zumeist wird eine feldbahnähnliche Kettenkupplung verwendet, die den Zugverband mehr schlecht als recht zusammenhält. An "Normungs"versuchen hat es nicht gefehlt, es scheint jedoch, dass sich die meisten 0m-Fahrer mit dieser Mindestlösung zufrieden geben.

- Fahrzeugbauteile allgemein

An Zurüstteilen, die ja zumeist spurweitenunabhängig sind, hat es wenigstens keinen Mangel. Bei den genannten Bausatzherstellern bzw. -lieferanten kann man meist auch Einzelteile beziehen. Weitere Angaben finden sich in der Hersteller- und Adressenliste. Oft lohnt auch ein Blick über den Zaun, zum Beispiel nach England und Frankreich, wo es für den Maßstab 1:43,5 eine unübersehbare Vielfalt an "Kleinkram" gibt.

 

0m-GRUPPEN und -TREFFEN

Als Keimzellen der 0-Schmalspur in Deutschland nannten wir schon die Arbeitsgemeinschaft Schmalspur, den FKSB und den FREMO (in alphabetischer Reihenfolge). In allen drei Vereinen gibt es auch heute noch etliche 0m-Bahner, und insbesondere die 0m-Gruppe im FREMO baut recht häufig größere Modularrangements auf. Eine lose Zusammenrottung von Nullemmern zwischen Berlin und Aachen ist in dieser Hinsicht auch tätig, hat sich aber bisher noch keinen Namen gegeben.

Erwartungsgemäß gibt es in der Schweiz eine größere Zahl von 0m-Bahnern, man schaue nur einmal unter www.spur0.ch nach. Auch in Frankreich, einem anderen klassischen Meterspurland, erfreut sich die Baugröße 0m großer Beliebtheit, und im französischen Schmalspur-Modellbahnverein GEMME, der auch die Expométrique organisiert, gibt es eine rührige 0m-Gruppe, die auch schon Fahrzeugbausätze herausgebracht hat.

Daneben gibt es bei uns und anderswo auch bereits einige 0m-Heimanlagen sowie mindestens eine englische Ausstellungsanlage mit Spurweite 0m.

Wer also meterspurige Vorbilder mit der richtigen Spurweite nachbilden will, ist mit seinen Sorgen nicht allein - und hier an der richtigen Adresse.

 

Links

alpin-line:
www.teleregio.ch/alpenbahn/haupt.htm

www.ferrosuisse.ch

www.modelrail.li

www.bemo-modellbahn.de

loco-diffusion:
www.loco-diffusion.fr und dann weiter unter "Echelle 0m"

www.gemme.org

www.expometrique.com